Zurück

Am Markt 17

Lehmann, Jakob und Amalie, Julchen, Berta, Rosa, Josef, Johanna, Thekla, Caroline, Julius, Emma und Eduard

Johanna Lehmann "Erinnerungen" von Laura Gartner Ellis

Julchen und Johann Lehmann kamen aus einer alteingesessenen Familie Warburgs. Der Vater war Versicherungsrendant und Kaufmann.

Haus Am Markt 17 Das Haus Am Markt 17 in dem die Lehmans lebten.

Die Familie hatte 10 Kinder. Zuletzt lebten aber nur noch Julchen Lehmann, geboren am 12. 4. 1869 und ihre pflegebedürftige Schwester Bertha, Jahrgang 1870 im großen Elternhaus am Altstadtmarkt. Die anderen Geschwister waren ausgezogen und überall in Deutschland tätig. Eduard Lehmann war nach Saarbrücken gegangen, Josef Lehmann arbeitete als Rabbiner in Berlin. Dort war eine Schwester Lehrerin. Von einem Bruder Jules wissen wir nur, dass er nach Auschwitz deportiert wurde. Eine weitere Schwester war Sängerin in Nürnberg.

Johanna Lehmann, geboren am 22. 1. 1875, hatte Lehramt studiert und wurde erfolgreiche Leiterin eines Waisenhauses in Wien. Ende der 30er Jahre kam sie wieder in ihr Elternhaus nach Warburg zurück. Während der Reichspogromnacht 1938 versuchte ein Betrunkener, der vorher schon im Hause Baruch randaliert hatte, mit einer Axt die Haustür einzuschlagen. Nachbarn halfen, und er wurde der Polizei übergeben. Die Nachbarn bekamen nachher wegen dieser Hilfestellung Schwierigkeiten.

Julius Lehmann ging als Versicherungsfachmann nach Saarbrücken und wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Josef Lehmann leitete als Reformrabbiner die große jüdische Gemeinde in Berlin. Er ist in Berlin Weißensee in einem Ehrengrab begraben.

Thekla Lehmann heiratete in Berlin auf Vermittlung ihres Bruders den Rabbiner Benzion Kellermann. Thekla emigrierte später nach England zu einem ihrer Söhne und starb dort. Ihre Urne wurde aber im Nachhinein neben ihrem Mann in Berlin Weißensee beigesetzt.

Emma Lehmann oo Salzer, zog krank zu ihrer Schwester nach Berlin. Sie soll Sängerin in Nürnberg gewesen sein, ihr Mann war aber schon 1919 verstorben. Sie starb 1938 in Berlin und ist dort begraben. Eduard Lehmann emigrierte nach Frankreich, kehrte später nach Saarbrücken zurück und wurde dort ein erfolgreicher Rechtsanwalt und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde.

Kinder Rosa und Karoline sind im Kindesalter verstorben.

Die bettlägerige Schwester Berta starb am 1. 12. 1940. Johanna und Julchen hatten keinen Zugriff auf ihre Konten, Versicherungen oder Renten. Sie mussten Inventar verkaufen, um Geld zum Leben zu haben. So ging das Wohnzimmer der Lehmanns nach Scherfede, Geschirr und Hausrat an Warburger „Interessenten“.

Am 31. 7. 1942 wurden die Schwestern nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde Julchen am 25. 8. 1942 ermordet. Johanna wurde nach Auschwitz überstellt und dort am 15. 5. 1944 ermordet.

Werbung der Firma Lehmann Werbung der Firma Lehmann.

Cohen, Rosa

Rosa Cohen Rosa Cohen.

Rosa Cohen wurde am 4. 12. 1874 geboren und kam vor dem I. Weltkrieg von Holzminden nach Warburg. Sie arbeitete in verschiedenen jüdischen Familien als Haushälterin. Zuletzt war sie bei den Damen Lehmann in Stellung. Am 13. 12. 1941 wurde sie zur Sammelstelle Turnhalle am Warburger Schützenplatz gebracht, von dort nach Bielefeld und von dort nach Riga deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Sie gilt seitdem als verschollen.

Kleeblatt, Sarah

Sarah Kleeblatt wurde am 25. 4. 1883 in Herlinghausen geboren. Sie fand im Hause Lehmann Unterschlupf und Bleibe als „Haushaltshilfe“. Sie wurde am 13. 12. 1941 zur Sammelstelle Turnhalle am Schützenplatz in Warburg gebracht. Von dort wurde sie zusammen mit den für diesen ersten Deportationszug aus Warburg vorgesehenen jüdischen Mitbürgern mit Lastwagen nach Bielefeld gebracht. Am 13. 12. 1941 wurde sie nach Riga deportiert.

Sie wurde am 16. 12. 1941 in der Außenstelle des Ghettos Riga, dem Jungfernhof Riga, ermordet.