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Block und Berg, Hauptraße 1

Berg, Hugo und Mary, Richard Werner und Berta-Lilly Berg, Harry Davids (LA)

Hugo Berg Hugo Berg.

Hugo Berg, geboren am 18. 4. 1879, war ein Sohn von Max Berg und bereits in zweiter Generation Geschäftspartner des bekannten Modehauses Block und Berg in der Hauptstraße 1. Seine Frau Fanny Berg, geb. Block, wurde am 2. 9. 1883 geboren. Sein Onkel war der erfolgreiche Sally Berg, der vor allem in Amsterdam große Modehäuser besaß, seine Heimatstadt aber nicht vergaß. Sallys Urne wurde 1924 im Familiengrab beigesetzt. Er vermachte der Stadt Warburg in seinem Testament 30.000 Gulden. Die Zinsen sollten den jüdischen, katholischen und evangelischen Armen der Stadt zukommen.

Mary Berg Mary Berg.

Hugo und Mary Berg hatten zwei Kinder, Richard-Werner Berg, geboren am 7. 11. 1911 und Berta-Lilly Berg, geboren am 20. 8. 1914. Sie wuchsen in der Familienvilla in der Kasseler Str. auf. Nachdem sie ihr Modehaus unter dem Druck der Nationalsozialisten 1936 verkauft hatten, emigrierte Hugo mit seiner Familie nach Amsterdam, wo er mit Hilfe seines Onkels Sally Berg Arbeit und Unterkunft für seine Familie fand.

Als die Nazis 1940 in Holland einmarschierten, wurden alle dort lebenden Juden zunächst in sogenannten Auffanglagern interniert. Die Familie Berg kam in das Auffanglager Westerbork. Dort wurde Hugo 1943 ermordet. Seine Frau Mary und sein Sohn Richard-Werner wurden 1944 nach Theresienstadt deportiert, danach nach Auschwitz, wo beide am 14. 10. 1944 ermordet wurden.

Davids, Harry

Die Tochter, Berta-Lilly Berg, hatte 1941 in Amsterdam den jüdischen Emigranten Alfred Davids geheiratet. Sie wurde mit ihrem Mann 1942 nach Sobibor deportiert und dort am 2. 4. 1943 ermordet.

Berta-Lilly und ihr Mann hatten ein Kind, einen Sohn, Harry Davids.

Harry Davids Harry Davids. Foto: privat

Er wurde am 14. 10. 1942 geboren. Mit der Hilfe von Menschen aus dem holländischen Widerstand wurde ihr Sohn Harry Davids gerettet. Er wurde als Baby mit gefälschten Papieren über Lastkähne an die friesische Küste zur holländischen Bauernfamilie Bakkers geschmuggelt und überlebte als deren fünftes Kind. 1947 fand ihn nach vielen bürokratischen Hürden seine südafrikanische Verwandtschaft.

Post der holländischen Familie Post seiner holländischen Familie nach Südafrika. Foto: privat Bakkers Familie

Diese wollte, dass Harry zu ihnen kommt und er wurde seiner „neuen“ Familie übergeben. Wohl fühlte er sich dort nicht, blieb bis 1979 in Südafrika und siedelte dann in die USA über. Heute lebt er als Pensionär in Los Angeles und arbeitet im Vorstand der „World Federation of Jewish Child Survivors of the Holocaust and Descendants“.

Nachfahren seiner holländischen Ersatzfamilie Bakkers fanden ihn nach längerem Suchen und es gab 2019 ein Treffen in LA

Treffen in LA Treffen in LA. Foto: privat

Block, Siegmund und Paula, Fritz, Hugo, Karl

Siegmund Block Siegmund Block.

Siegmund Block, Jahrgang 1860 und Paula Block, geb. Levy, Jahrgang 1866 waren Mitinhaber des größten Mode- und Manufakturwarenhauses in Warburg. Siegmund heiratete 1888 Paula Block, geb. Levy, die aus Eschwege stammte. Sie hatten drei gemeinsame Kinder, Fritz, Hugo und Karl. In den 1920er Jahren übernahm Karl Block die Geschäftsführung des elterlichen Betriebs. Aufgrund der sich stetig verschlechternden Bedingungen wanderte er jedoch mit seiner Familie bereits 1937 nach Mailand und später nach Lima in Peru aus. Hugo Block verließ Deutschland mit seiner Familie nach der Reichspogromnacht 1938 und ließ sich in Brooklyn in den USA nieder. Fritz Block arbeitete zunächst als Architekt. Er ging 1920 nach Berlin, gründete 1921 ein Architekturbüro in Hamburg. Sein Hauptwerk ist das Deutschlandhaus (1928/29 erbaut) am Gänsemarkt in Hamburg. Er heiratete Anna-Sofie Levy. Das Paar blieb kinderlos und emigrierte 1938 in die USA. In Los Angeles arbeitete Fritz hauptsächlich als Fotograf.

Werbung Block und Berg Werbung Kaufhaus Block & Berg.

Paula Block verstarb am 29. Januar 1935 und Siegmund Block verstarb kurz nach seiner Entlassung aus dem KZ Buchenwald, wohin er nach der Reichspogromnacht 1938 deportiert worden war, am 19. 2. 1939. Ein Bruder von Max war der bekannte Modeschöpfer Sally Berg, der in Holland große Kaufhäuser besaß. Das Wohnhaus der Blocks in der Kasseler Str. 22 wurde nach der Pogromnacht 1938 Treffpunkt der verbliebenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde Warburgs. Hier fanden auch die Gottesdienste statt.