Robert Reinsberg, geboren am 17. 8. 1880 in Niedermarsberg, war mit Emilie Reinsberg, geb. Felsberg,
geboren am 22. 6. 1882, verheiratet. Sie hatten eine Tochter, Harriet, die am 1.
11. 1920 in Warburg geboren wurde.
Sie führten ein elegantes Pelz-, Hut- und Modegeschäft.
Robert Reinsberg war Mitglied des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten. Er sah sich immer als Deutscher jüdischen Glaubens. Für ihn war der Nationalsozialismus eine vorübergehende Erscheinung, ein Spuk, der bald vorbei sein würde.
1938 machte die Tochter Harriet eine Ausbildung in Köln, von wo aus sie am 10. 11. 1938 abends mit dem
Zug
zurück nach Warburg kam. Doch da war das Geschäft ihrer Eltern schon verkauft. In den Schaufenstern
hingen
Plakate mit Hinweisen, dass das Geschäft nun arisch sei.
Ihr Vater wurde, wie alle anderen männlichen Juden der Stadt, in Schutzhaft genommen und in das KZ
Buchenwald gebracht. Von dort wurde er nach circa einem Monat mit der Auflage entlassen, Deutschland
möglichst schnell zu verlassen.
Harriet emigrierte nach England. Von dort unterstützte sie ihre Eltern so gut sie konnte. Sie versuchte deren Ausreise zu finanzieren. Aber beide Eltern wurden am 27. 3. 1942 nach Warschau deportiert und dort ermordet.
Harriet emigrierte später von England aus in die USA. Bei ihrer Einreise konnte sie keine verwertbaren
Fingerabdrücke geben, da die Fingerkuppen
von ihrer harten Arbeit keine Hautlinien mehr hatten.
Sie heiratete Fred Berger, einen jüdischen Emigranten aus Wien. Der Kontakt zu ihren alten Warburger
Freundinnen riss nie ab. Sie besuchten sich regelmäßig. Harriet und Fred Berger haben drei Kinder,
Monica
Jane Berger (geb. 1949) verh. mit Francis Moisi, Anita Robin Berger (geb. 1957), verh. mit Jay Brunn und
Robert Alex Berger (geb. 1960). Harriet verstarb 2019 in den USA. Ihre Tochter besuchte Warburg 2022 und
übergab dem Museum Briefe (Oktober 1940 – November 1941) ihrer Warburger Großeltern Robert und Emilie
Reinsberg an ihre Mutter.