Zurück

Hauptraße 93

Dr. Paul Stern und Henny , Liesel, Hans, Ulla

Dr. Paul Stern Dr. Paul Stern

Dr. Paul Stern war ein angesehener Tierarzt. Er wurde am 28. 12. 1883 in Herzebrock geboren und war mit Henny Stern, geb. Walter aus Schlüchten, geboren am 31. 7. 1884 verheiratet. Er war Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde und hatte keine Angst, dem Naziterror mutig entgegenzutreten. Er war Mitglied im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten, 2. Vorsitzender des jüdischen Männer-Wohltätigkeitsvereins und Mitglied im Schützenverein. Er war der letzte Vorsitzende der jüdischen Synagogengemeinde in Warburg. Man versuchte ihn kaltzustellen, unter anderem dadurch, dass man gegen sein auf Kindernahrung spezialisiertes Geschäft, das er zusammen mit Herrn Bachmann in der Wirmerstraße betrieb, hetzte. Es ging sogar bis zu einer Schließungsklage gegen die beiden Betreiber des Geschäfts, die dann allerdings eingestellt werden musste. Die Nazis zwangen ihn seine Praxis zu schließen, sein Geschäft wurde zwangsenteignet und sein Doktortitel wurde ihm aberkannt.

Dr. Paul Stern Dr. Paul Stern

Dr. Stern und seine Frau Henny hatten drei Kinder:
Liesel Stern, geboren am 24. 5. 1914, Hans Stern, geboren am 15. 1. 1920, Ulla Stern, geboren am 27. 5. 1922.

Alle Kinder des Ehepaars Paul und Henny Stern wurden in Warburg geboren. Liesel emigrierte 1934 mit ihrem Mann Heinrich Meyer nach Buenos Aires in Argentinien. Hans wurde während der Reichspogromnacht 1938 festgenommen und kam nach Dachau in „Schutzhaft“. Nachdem er dort nach circa einem Monat freigelassen wurde, emigrierte er zunächst nach Palästina und von dort dann nach Buenos Aires. Ulla wurde Lehrerin und emigrierte 1939 zunächst mit ihrem Mann nach London, ging dann aber mit ihm auch nach Buenos Aires, wo die Nachfahren ihrer Familie heute noch leben. Die Eltern, Dr. Paul und Henny Stern emigrierten 1939 von Hamburg aus zu ihrer Tochter Liesel in Buenos Aires. Dort starb Dr. Paul Stern 1962 und seine Frau Henny im Dezember 1977. Dr. Paul Stern verfasste einen Artikel über seine Heimatstadt Warburg. Dieser erschien in der Jüdischen Wochenschau, Buenos Aires am 10. 4. 1945.

"Eine Wegstunde von Warburg entfernt erhebt sich wie ein vulkanischer Kegel aus der Ebene der Desenberg, das Wahrzeichen der Warburger Börde, allen Reisenden bekannt, die mit der Eisenbahn die fruchtbaren Gefilde durchfuhren. In ihm soll nach einer Sage Kaiser Karl der Große ruhen, um aufzuerstehen, wenn des Reiches Glanz und Herrlichkeit ein neues Heldenleben lohne. Man kann es ihm nachfühlen, dass er es vorzieht, weiter im Schoße des Berges zu ruhen [...]"

Abschließende Zeilen des Berichts "Warburg" von Dr. Stern, erschienen in der "Jüdischen Wochenschau" am 10. April 1945 in Buenos Aires.