Rosa Böhmer wurde am 22. 9. 1933 in Gelsenkirchen geboren. Weil sie einer nicht-jüdischen verfolgten Gruppe angehörte, wurde ihr ein Stolperstein gelegt. Ihre Familie gehörte der Minderheit der deutschen Sinti-Roma an. Rosa war, wie alle ihre Familienmitglieder, römisch-katholisch getauft. Ihr Vater wurde zum Arbeitsdienst zwangsverpflichtet und am 9. 12. 1941 im Konzentrationslager Niederhagen-Wewelsburg ermordet.
Wegen enger, unzureichender Wohnverhältnisse und ihrer von Armut geprägten Lebenssituation, wurde die Mutter mit ihren Kindern regelmäßig vom Fürsorge- und vom Gesundheitsamt besucht. So kam es, dass Rosa aus der Familie herausgenommen wurde und in das Fürsorgeheim Damianeum Warburg eingewiesen wurde. Hier lebte sie mit anderen Kindern ohne Eltern vom 18. 11. 1937 bis zum 11. 4. 1939.
Am 11. 4. 1939 nahm die Familie Therese und Johann Hunke aus Hövelhof Rosa Böhmer als Pflegekind zu sich. Rosa ging in Hövelhof zur Schule, nahm an Vorbereitungen zur Feier der Erstkommunion in der Gemeinde Hövelhof teil. Sie konnte auch zu ihrer Familie in Gelsenkirchen Kontakt halten.
Eine Nachbarin erinnerte sich an Rosa Böhmer als das hübsche Mädchen mit dem dunklen Haar. „Sie war ein sehr fröhliches und lebhaftes Kind und immer guter Dinge. Jeden Tag kam sie zu uns, um mit unseren Kindern zu spielen. Dazu brauchte sie nur durch den Garten zu laufen, und schon war sie bei uns. Man freute sich schon, wenn sie kam, sie steckte alle mit ihrer Fröhlichkeit an.“
Die Nazis rieten den Hunkes immer, sich doch um ein arisches Pflegkind zu kümmern. Aber Rosas Pflegeltern hatten sie so sehr in ihr Herz geschlossen, dass die Behördenvertreter nicht wagten, das Mädchen aus ihrer Pflegefamilie zu nehmen.
1943 kam Rosa eines Tages nach der Schule nicht nach Hause. Die Hunkes versuchten sie wiederzufinden. Aber ihre Bemühungen blieben ohne Erfolg. Die zuständigen NS Behörden entführten Rosa Böhmer ohne Wissen ihrer Pflegeltern nach der Schule. Die Pflegeeltern suchten ihr Pflegekind selbst noch nach Kriegsende. Der Name Auschwitz sagte ihnen damals nichts.
Rosa Böhmer wurde zusammen mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter Anna Böhmer am 10. 3. 1943 von Gelsenkirchen aus nach Auschwitz deportiert. Sie kamen am 13. 3. 1943 in Auschwitz-Birkenau an. Rosa wurde dort am 13. 8. 1943 ermordet. Ihre Mutter Anna Böhmer wurde am 15. 12. 1943 in Auschwitz ermordet.
Bilder © Archiv Gelsenkirchen