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Unterstraße 98

Adler, Albert und Minna

Albert Adler wurde am 25. 5. 1871 in Upspringen geboren und war in erster Ehe mit Julie Adler, geb. Kleeblatt, geboren am 15. 5. 1876, verheiratet. Julie Adler starb am 10. 3. 1938 und wurde auf dem jüdischen Friedhof der Stadt beerdigt. Albert Adler heiratete ein zweites Mal. Seine zweite Frau war Minna Adler, geb. Schwarz. Sie wurde am 24. 4. 1885 in Volkmarsen geboren. Ihre Hochzeit fand am 14. 12. 1938 statt. Beide Ehen blieben kinderlos.

Albert Adler hatte einen Schuhhandel. Er fuhr oft mit dem Fahrrad über die Ortschaften und verkaufte Schuhe. Die Familie Adler hatte ein bescheidenes Auskommen.

Albert Adler war im Ersten Weltkrieg als deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens für seine soldatischen Leistungen hoch ausgezeichnet worden. Deshalb glaubte er bis zum Schluss nicht daran, dass Deutschland, sein Vaterland, ihm diesen Einsatz mit Verfolgung und Deportation danken würde.

Am Abend vor ihrer Deportation gingen Albert und Minna Adler mit einer Flasche Wein zu ihren Nachbarn, um sich zu verabschieden und für die gute Nachbarschaft zu bedanken. Das Ehepaar Adler wurde am 31. 7. 1942 nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurden sie nach Minsk und weiter nach Treblinka überführt. Sie wurden am 23. 9. 1942 ermordet.

Lassen Sie sich die Geschichte der Adlers vorlesen:

Steinkritzer, Ella und Klaus

Ella Steinkritzer, geb. am 16. 2. 1897 war mit ihrem Sohn Klaus, geb. am 17. 7. 1929 nach Warburg gekommen, um der Verfolgung zu entgehen. Beide werden auf den Karten des Einwohnermeldeamts Warburg nicht mehr genannt. Ihre Namen befinden sich aber auf der Deportationsliste von der Deportation am 31. 3. 1942 von Warburg über Bielefeld ins Ghetto Warschau. Auf dieser Liste wird die Unterstraße 98 in Warburg als letzte Adresse vermerkt. Es wird dort auch dokumentiert, dass Ella auf dem Transport nach Warschau verstorben ist. Ihr Sohn Klaus wird vom Ghetto Warschau aus am 23. 9. 1942 nach Treblinka deportiert, wo er ermordet wird.

Lassen Sie sich die Geschichte der Steinkritzers vorlesen:

Halle, Sophie

Sophie Halle Sophie Halle.

Sophie Halle, geb. am 1. 12. 1866 in Essentho, ist auf den Einwohnermeldeamtslisten Warburgs nicht verzeichnet. Sie war die jüngste der drei Schwestern Halle. Sie hatten ihr gemeinsam geführtes Hutgeschäft in Warburg an eine junge Verwandte (Frau Emilie Reinsberg) übergeben. Nach den Novemberpogromen 1938 holte die Großnichte Harriet Reinsberg ihre Großtante aus der völlig zerstörten Wohnung in Marsberg. Sie nahm die fast erblindete 72-jährige Frau mit zu ihren Eltern nach Warburg. Ihr Name taucht allerdings auf den Deportationslisten des Deportationszugs vom 31. 7. 1942 von Bielefeld nach Theresienstadt auf. Dort wird die Unterstraße 98 als ihre letzte Wohnadresse genannt. Nachdem Familie Reinsberg am 27. 3. 1942 nach Warschau deportiert wurde, wurde sie dort wahrscheinlich einquartiert, um von dort zur Warburger Sammelstelle Turnhalle zum Lastwagentransport nach Bielefeld gebracht werden zu können. Sie wurde am 31. 7. 1942 von Bielefeld nach Theresienstadt deportiert. Zwei Monate später, am 23. 9. 1942 wurde sie im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Heilbronn, Sara Ida

Sara Ida Heilbronn, geb. Appel, wurde am 29. 9. 1865 in Borken geboren. Sie war verwitwet und hatte in der Stadt Zuflucht gesucht. Sie wurde im Haus Unterstraße 98 in Warburg untergebracht, weil es von dort einfach war, die Betroffenen zur Sammelstelle Turnhalle am Schützenplatz zu bringen.
Dort wurde sie mit den anderen, für diese Deportation vorgesehenen jüdischen Mitbürgern auf Lastwagen geladen und nach Bielefeld transportiert, von wo der Deportationszug nach Theresienstadt am 31. 7. 1942 startete. Ihr Name wird mit dieser Warburger Adresse auf den Deportationslisten dieses Zugs genannt. Sara Ida Heilbronn wurde am 31. 1. 1944 in Theresienstadt ermordet.